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Lieber backen als geigen

Veröffentlicht in Presse


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Von Julia Polony


Gröditz. Bäckermeister Werner Raddatz gibt sein Fachwissen an mongolische Unternehmer weiter.

Galant führt Werner Raddatz den Bogen über die Saiten. Aber ein Ton entlockt er dem Instrument nicht. „Ich müsste noch etwas üben, um hier Beethoven drauf spielen zu können“, gibt der 44-jährige Bäckermeister mit einem Augenzwinkern zu. Auf einer mongolischen Pferdekopfgeige lässt es sich eben doch nicht so leicht spielen. Nach einigen glücklosen Versuchen, das Instrument erklingen zu lassen, gibt Werner Raddatz auf. Er hängt die Geige wieder an die Wand in seinem Büro und erzählt lieber, wie er dazu gekommen ist. „Es ist ein Geschenk von einer mongolischen Delegation zu meinem 15-jährigen Firmenjubiläum“, verrät er.

Regelmäßiger Austausch

Regelmäßig reisen Geschäftsleute aus dem ostasiatischen Land nach Deutschland und besichtigen erfolgreiche Unternehmen. Vor vier Jahren kamen sie zum ersten Mal in die Bäckerei Raddatz nach Gröditz. „Die Mongolen sind zum Beispiel daran interessiert, wie Unternehmen geführt werden, was wir für Technik haben und wie der Arbeitsablauf aussieht. Ich zeige ihnen gern meinen Betrieb und gebe mein Wissen und Erfahrungen weiter“, sagt Werner Raddatz. Er selbst hat seine Firma seit 1990 kontinuierlich aufgebaut und erweitert.
Das System von Backshops wie wir es in Deutschland haben, kennen die Mongolen nicht. Sie backen in einer Fabrik und liefern die Ware dann direkt an die Kunden aus. Eine solche kleine Bäckerei hat auch die mongolische Geschäftsfrau Erdenechimeg Urtnasan. Doch die ehrgeizige Frau will ihren Betrieb erweitern und holt sich dafür Tipps und Ideen von Werner Raddatz. „Zwei Wochen war sie bei uns, machte in der Produktion mit, erkundigte sich nach Rezepten und nahm sogar die Baupläne von der Bäckerei mit“, erzählt Raddatz.
Im vergangenen Jahr trat Werner Raddatz dann den Gegenbesuch an und reiste in die Hauptstadt Ulan Bator. Mit vielen neuen Erkenntnissen, aufregenden Erlebnissen und Eindrücken kehrte er aus Asien zurück. „In der Mongolei ist man jetzt auf dem Stand, auf dem wir 1989, also direkt nach der Wende, waren“, erzählt Raddatz. Der Wissensdurst sei dementsprechend groß und Hilfe werde gern angenommen.

Hunderte Hürden

Der Kontakt soll weiterhin gepflegt werden, und das geschäftliche Know-How will Werner Raddatz ebenfalls nicht für sich behalten. Nur eins wird er nicht tun: sich finanziell in das mongolische Backgeschäft einbringen. „Dafür müsste ich hier alles stehen und liegen lassen. Aber dazu kann ich mich nicht durchringen“, so der Bäckermeister. Zu viele Fakten sprechen dagegen: der fehlende technische Fortschritt, die völlig andere Mentalität und nicht zuletzt die erschwerten Bedingungen. „Ich brauche denen nichts von elektronischen Kassensystemen erzählen, weil dort immer wieder der Strom ausfällt.“ Von solchen Hürden gibt es hunderte.

Aber seine Ratschläge haben dennoch erste Ergebnisse erbracht. „Mittlerweile bäckt Erdenechimeg Urtnasan mit viel Erfolg europäische Spezialitäten wie Plunderteig... und die schmecken auch“, versichert Raddatz. An mongolische Backwaren hat er sich jedoch noch nicht heran gewagt. Aber wer weiß, ob der intensive Kontakt ihn nicht doch irgendwann dazu bringt. Oder vielleicht doch erst Pferdekopfgeige lernen?

 

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Donnerstag, 18. Januar 2007