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Sie knabbern am Billig-Brot

Veröffentlicht in Presse


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Von Claudia Parton


Handwerk. Bäcker aus der tschechischen Republik drängen in den Landkreis. Ihre Kollegen haben Angst. Doch die Innung sagt: Alles halb so wild.

Der Markt ist gesättigt, der Kuchen aufgeteilt: Fast keinen Ort, fast keinen Stadtteil gibt es im Landkreis Riesa-Großenhain, in dem sich die Bäcker nicht gegenseitig vom Markt zu drängen versuchen. Allein 43 Läden teilen sich die 40 000 Einwohner von Riesa. Jetzt wird der Markt in der Region noch enger: Kollegen aus der tschechischen Republik haben Filialen in Radeberg und Riesa. Sie backen billig in ihrer Heimat oder bringen das eigene Personal mit – und verscherbeln das doppelte Brötchen für teilweise acht Cent. Angst geht um: „Wenn das so weiter geht, mache ich dicht“, sagt einer der Bäckermeister in Großenhain.

Sie sind um ein Drittel billiger

Vor knapp zwei Monaten hatte der Laden „Backofen Nr. 3“ mit den tschechischen Spezialitäten wie frischen Hörnchen in der Innenstadt von Riesa eröffnet. Um etwa ein Drittel sind die Backwaren billiger als bei den örtlichen Meistern, schätzt Matthias Brade, der Innungsobermeister im Landkreis. Zehn Brötchen kosten hier einen Euro. Knapp 70 Kilometer weiter entfernt stehen die Kunden in Radeberg in Schlangen vor dem Billig-Bäcker Inpeko, um die Frühstücksbrötchen zu kaufen. Dort bekommt der Vorsitzende des Gewerbevereins sogar anonyme Drohbriefe geschickt, weil er der unliebsamen Konkurrenz den Ladenschlüssel übergeben hat.
Brade allerdings versucht, die aufgebrachten Kollegen zu beschwichtigen. Er glaubt nur an eine vorübergehende Phase. „Auf Dauer wird das nicht funktionieren.“ Zum einen, so sagt er voraus, steigen auch in der tschechischen Republik die Spritpreise - und damit die Transportkosten. Zum anderen war Inpeko vor allem deshalb in die Schlagzeilen geraten, weil er eine Verkäuferin aus Usti (Aussig) nat Labem für etwa 300 Euro beschäftigen soll, die von früh bis spät im Laden steht, und abends nach Usti zurück fährt. „Das hält die Frau körperlich nicht lange durch“, sagt Brade. Die Lohnkosten müssten folglich steigen, und damit auch die Preise für Brot und Kuchen. Er geht davon aus, dass es nur Lockangebote sind.
Doch ob es nur die Preise sind? Inpeko wurde nach Branchenangaben in der Heimat bereits mehrfach für sein Brot ausgezeichnet. Brade plädiert daher dafür, dass die Bäcker im Landkreis vor der eigenen Tür kehren. „Wenn die Kunden in Radeberg Schlange stehen, haben die anderen etwas falsch gemacht.“

Service ist alles

Auch der Gröditzer Bäckermeister Werner Raddatz glaubt, dass diese Schlacht über den Service leicht zu schlagen sei. „Ich will das Problem nicht herunter spielen. Aber es ist eine Herausforderung auf dem Markt, mit der wir fertig werden können.“ Service heißt für ihn: Freundliche Verkäuferinnen, die erklären können, was genau im Brot steckt. Das hat er seinen mehr als 450 Mitarbeitern klar gemacht. Und regionale Spezialitäten. „Ich habe noch nie eine tschechische Eierschecke gesehen.“ Zudem könnten die hiesigen Bäcker noch ein Blech Brötchen in den Ofen schieben, sollten sie schon am frühen Nachmittag ausgegangen sein. Jeder Bäcker habe sein Rezept, seine Stärken. Jedes Brötchen schmecke daher etwas anders. „Das müssen wir betonen. Dann halten wir die Kunden, die nicht allein auf den Preis schauen.“ Schon einmal sei diese Strategie aufgegangen, sagt Raddatz. In den Supermärkten gelten Brot und Brötchen seit Jahren als Ramschware, Billigkram. Die Tüte mit acht Stück kostet teilweise keine 50 Cent. Trotzdem haben die meisten Bäcker überlebt.
„Wer heute stabil am Markt ist“, so sagt Raddatz, „dem kann auch die Konkurrenz aus Tschechien nichts tun.“

 

Quelle: sz-online/Sächsische Zeitung
Montag, 17. Oktober 2005

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